19 July 2022

Hat man mehr als drei Modelle in seiner INTERLIS-Modellablage (aka INTERLIS-Repo aka Repo) gelten zwei Regeln:

  1. Die Herstellung und das Pflegen der Modellablage muss automatisch passieren.

  2. Die für die Modellablage benötigten Informationen müssen aus den INTERLIS-Modellen kommen.

Eine Lösung wie man beide Regeln befolgt, ist hier kurz vorgestellt:

Eine Auslegeordnung zeigt, dass einzig die ilimodels.xml-Datei häufig ändert und natürlich die Modelle selbst. Die Grundidee ist, dass man einen Ordner bestimmt, wo alle Modelle gespeichert sind (gerne auch mit Unterordner) und daraus mit vorhandenen Bibliotheken und wenig eigenem Code die ilimodels.xml-Datei herstellt. Wir haben ein Gradle-Plugin geschrieben, damit wir das Herstellen sauber in einem Gradle-Build einbetten können und mit anderen atomaren Prozessschritten verknüpfen können. Der Code für das Herstellen ist simpel und entspricht dem Schreiben einer XTF-Datei mit einem XtfWriter. Der minimale Gradle-Task für das Herstellen der ilimodels.xml-Datei sieht so aus:

plugins {
    id "ch.so.agi.interlis-repository-creator" version "1.3.17"
}

import ch.so.agi.tasks.InterlisRepositoryCreator

task createIliModels(type: InterlisRepositoryCreator) {
    modelsDir = file("models/")
    dataFile = "ilimodels.xml"
}

Diese paar Zeilen speichert man in einer build.gradle-Datei und mit einem gradle-Aufruf in dem Verzeichnis, wo die build.gradle-Datei gespeichert ist, wird die ilimodels.xml-Datei erstellt. Es werden alle Modelle berücksichtigt, die im Unterverzeichnis models vorliegen. Es gibt zusätzliche Optionen:

  • repoModelName: Entweder IliRepository09 oder IliRepository20

  • modelRepos: Modellablagen, die beim Kompilieren der eigenen Modelle verwendet werden sollen.

  • technicalContact: Der technische Kontakt, der in der ilimodels.xml-Datei bei den Modell erscheinen soll, falls es kein gleichlautendes Metaattribut im Modell gibt.

  • ilismeta: Wird ilismeta=true gesetzt, wird zum Modell zusätzlich die IlisMeta07-Datei erstellt.

Die ilimodels.xml-Datei ist auch eine INTERLIS-Transferdatei. Das zugrundeliegende Modell ist sehr tolerant, d.h. es sind nur wenige Attribute nicht optional. Es muss einzig der Namen, die Version und ein relativer Pfad auf die Modell-Datei vorhanden sein. Alle übrigen Attribute sind optional. Diese drei Pflichtattribute ergeben sich aus dem Modell resp. aus der Modelldatei selber. Die MD5-Checksumme kann man ebenfalls aus der Datei berechnen lassen. Andere interessante Attribute lassen sich nicht mehr automatisch ableiten. Einige dieser Attribute kann man sinnvollerweise als Metaattribute im Modell erfassen. Seit kurzem kann man im INTERLIS-UML-Editor für jedes Element beliebige Metaattribute erfassen, was diese Arbeit enorm erleichtert. So kann man z.B. das Metaattribut shortDescription im Modell erfassen und diese Information in die ilimodels.xml-Datei schreiben lassen. Nach diesem Prinzip funktioniert unser Gradle-Plugin. Neben shortDescription werden auch die Metaattribute Title, Issuer, technicalContact und furtherInformation - falls vorhanden - berücksichtigt. Für die letzten drei gab es im INTERLIS-UML-Editor bereits eine speziellen Eintrag zum Erfassen. Aus diesem Grund dürften diese in vielen Fällen vorhanden sein.

Früher hätte man die ilimodels.xml-Datei und die Modelle mit FTP gleich in die Produktion kopiert. Machen wir natürlich nicht mehr, sondern wir erstellen ein Dockerimage auf Basis von nginx. Ist das Dockerimage erstellt, können wir einen Container starten und die Modellablage mit dem INTERLIS-Compiler prüfen (--check-repo-ilis).

Dieser gesamte Prozess (Herstellung, Prüfung, Image in Docker-Registry pushen) wird mit Gradle gemacht. Aus diesem Grund haben wir das Gradle-Plugin für die Herstellung der ilimodels.xml-Datei geschrieben. Wäre es z.B. Maven, müsste man ein Maven-Plugin schreiben etc. Der Prozess kann lokal ausgeführt werden oder mittels Github-Action. Womit wir mehr oder weniger am Ende angelangt sind: Die Herstellung und Pflege ist automatisiert und das Wissen zum Abfüllen der ilimodels.xml-Datei stammt aus den Modellen.

Die INTERLIS-Modellablage ist die einzige Anwendung, welche bei uns automatisch in die Produktionsumgebung deployed wird. Notfalls muss man ein Rollback ausführen, wenn man merkt, dass trotz der Tests etwas schief gelaufen ist. Zudem sollte man sich gut überlagen, ob man sich bei kritischen Prozessen auf externe Dienste (unnötigerweise) verlassen will und nicht einfach die benötigten Modelle zu seinem Prozess kopiert. Klammerbemerkung: Oder man macht in seiner Organisation einen INTERLIS-Modellablagen-Mirror, der die externen Ablagen regelmässig spiegelt.

Jedenfalls kann jeder Mitarbeiter bei uns, der in seiner Arbeit gerade etwas mit einem INTERLIS-Datenmodell macht, höchst effizient durcharbeiten und muss nicht zuerst zu einem Ops-Menschen gehen, um das Modell in der Ablage verfügbar zu machen.

PS: Es gibt in unserer Modellablage noch ein kleines Goodie. Die ilimodels.xsl-Datei sorgt dafür, dass die ilimodels.xml-Datei automatisch vom Browser mittels XSLT in eine HTML-Seite gerendert wird.

Oh und wenn ich mir die wichtigste und bekannteste INTERLIS-Modellablage so anschaue, scheint mir das arg kompliziert zu sein. Da wird sehr viel mit Javascript gelöst. Und das Witzigste: es scheint pro Unterordner (also plusminus pro Bundestelle) eine beinahe identische Javascript-Datei zu geben: ARE vs. V+D. So auf ersten Blick unterscheiden sich diese Dateien nur in einem Wort: var S3B_ROOT_DIR = 'ARE'; vs var S3B_ROOT_DIR = 'V_D'; Welcome to maintainance hell…​

Posted by Stefan Ziegler. | INTERLIS , Java , Gradle , ilivalidator , ili2c