openjdk version "1.8.0_192"
OpenJDK Runtime Environment (build 1.8.0_192-20181024123616.buildslave.jdk8u-src-tar--b12)
GraalVM 1.0.0-rc12 (build 25.192-b12-jvmci-0.54, mixed mode)
23 February 2019
GraalVM? Was ist das? Eine «High-performance polyglot VM». Fazit: Wirklich sowas wie der Heilige Gral. Oder gemäss Homepage:
GraalVM is a universal virtual machine for running applications written in JavaScript, Python, Ruby, R, JVM-based languages like Java, Scala, Kotlin, Clojure, and LLVM-based languages such as C and C++.
GraalVM removes the isolation between programming languages and enables interoperability in a shared runtime. It can run either standalone or in the context of OpenJDK, Node.js, Oracle Database, or MySQL.
Das erste Mal bin ich darübergestolpert als Oracle eine Open Source Community Version veröffentlicht hat und das sicher den üblichen Kanälen eine Nachricht wert war. Vor kurzem habe ich wieder was darüber gelesen, als ich was mit Project Fn machen wollte. Das Problem mit Java sind bei FaaS-Geschichten die «cold start times». Das soll mit GraalVM besser sein. Ein wenig rumgegoogelt und eine höchst interessante Zusammenstellung der Möglichkeiten von GraalVM gefunden. Ganz abgefahren wird es bei Punkt 8 «Java code as native library».
Man kann mit Graal Java-Code zu native executables kompilieren. Damit wird eine JVM für die Ausführung des Programmes unnötig. Es funktioniert jedoch nicht nur mit kompletten Programmen, sondern auch mit Bibliotheken, die anschliessend z.B. in einem C-Pogramm als shared libraries eingebunden werden können. Ganz so einfach oder perfekt wie man sich das jetzt vielleicht vorstellt, ist es natürlich nicht. Es gibt verschiedene Bedingungen und Einschränkungen, die leider (noch) viel zu schnell auftreten.
So ein kleines Programm wie im verlinkten Blog geht natürlich problemlos. Funktioniert aber auch was grösseres wie z.B. ilivalidator?
Als erstes besorgt man sich GraalVM von Github. Ich habe bei mir die Umgebungsvariable GRAALVM_HOME
gesetzt, die auf das Verzeichnis /Users/stefan/apps/graalvm-ce-1.0.0-rc12/Contents/Home
zeigt. Unter Linux kann das z.B. so ausssehen: /home/vagrant/graalvm-ce-1.0.0-rc12
. Die JAVA_HOME
-Umgebungsvariable zeigt ebenfalls auf dieses Verzeichnis.
java -version
liefert bei mir folgenden Output:
openjdk version "1.8.0_192"
OpenJDK Runtime Environment (build 1.8.0_192-20181024123616.buildslave.jdk8u-src-tar--b12)
GraalVM 1.0.0-rc12 (build 25.192-b12-jvmci-0.54, mixed mode)
Als nächstes wird der ilivalidator-Quellcode heruntergeladen und mit Gradle kompiliert: gradle clean build bindist -x test
. Einige der Tests laufen bei mir nicht durch, darum das -x
. bindist
erstellt eine Zipdatei mit der ilivalidator.jar-Datei und den benötigten Bibliotheken (iox-ili, ili2c, …). Am besten hängt man folgende Befehle zusammen, da die Zip-Datei sowieso immer ausgepackt werden muss:
gradle clean build bindist -x test && unzip dist/ilivalidator-1.10.1-SNAPSHOT.zip -d dist/ilivalidator
Mit dem Programm $GRAALVM_HOME/bin/native-image
kann ilivalidator in eine native executable kompiliert werden, die keine virtuelle Maschine mehr benötigt. So plusminus aus ein wenig Anleitung und Internet der erste Versuch:
$GRAALVM_HOME/bin/native-image --verbose --no-server -cp "libs/antlr-2.7.6.jar:libs/ehibasics-1.2.0.jar:libs/ili2c-core-4.7.10.jar:libs/ili2c-tool-4.7.10.jar:libs/iox-api-1.0.3.jar:libs/iox-ili-1.20.10.jar:libs/jts-core-1.14.0.jar:ilivalidator-1.10.1-SNAPSHOT.jar" org.interlis2.validator.Main
Läuft nicht durch. Es gibt Fehler bezüglich java2d- und awt-Klassen:
Hier entschied ich mich alles GUI-Zeugs aus ilivalidator zu entfernen. Gleichzeitig habe ich die Möglichkeit der ilivalidator Custom Functions entfernt, da - soweit ich es verstanden habe - zum Zeitpunkt des Kompilierens klar sein muss, welche Klassen verwendet werden. Das ist bei den Custom Functions nicht der Fall, da diese erst beim Starten von ilivalidator geladen/registriert werden. Also: Brutal viel gelöscht und auskommentiert.
Irgendeinmal war das Erstellen des Binaries erfolgreich. Das Resultat ist eine circa 20MB grosse ausführbare Datei org.interlis2.validator.main
. Der anschliessende Versuch ilivalidator auszuführen, war leider nur halb erfolgreich, da das native executable eine Ressource nicht finden konnte. Es handelte sich dabei um eine Versions-Properties-Datei. Der Umgang mit Ressourcen ist klar geregelt. Da bin ich wahrscheinlich falsch abgebogen: Ich dachte, es wäre einfacher das zu ignorieren und dass es einfacher wäre kurz mal den Quellcode anzupassen. Falsch, weil andere benötigte Bibliotheken (iox-ili, ili2c) ebenfalls eine solche Datei haben und diese zur Laufzeit ausgelesen werden und der Inhalt in die Konsole geschrieben wird. D.h. den Quellcode der weiteren Bibliotheken musste ich auch anpassen.
Trotzdem herrschte Freude, als ./org.interlis2.validator.main --help
funktionierte:
Der logische nächste Schritt ist das Prüfen einer INTERLIS-Transferdatei, was natürlich auch nicht auf Anhieb funktionierte:
Die Fehlermeldung ist klar und die Lösung auch: Man muss das HTTP- und HTTPS-Protokoll freischalten. Das passt, da ilivalidator die benötigten INTERLIS-Modelle in den Modellablagen suchen geht und daher via HTTP und HTTPS kommunizieren muss. Mehr Informationen zu diesem Thema findet sich ebenfalls im Github-Repo von Graal.
Nächster Versuch, nächster Fehler:
ClassNotFoundException
… Irgendeinmal versteht man auch mit Halbwissen immer wie mehr und/oder bekommt den richtigen Riecher für des Rätsels Lösung. Liest man sich durch die Limitations, bleibt man hoffentlich beim Kapitel «Reflection» hängen. Meine ClassNotFoundException
könnte (?) ja in diese Kategorie fallen. Die Lösung ist auch relativ einfach. Man muss dem native-image
-Befehl (-H:ReflectionConfigurationFiles=../../reflection.json
) in einer JSON-Datei mitteilen, welche Klassen mittels Reflection verwendet werden:
[
{
"name" : "antlr.CommonToken",
"methods": [
{ "name": "<init>", "parameterTypes": [] }
]
}
]
Es folgen noch weitere Fehlermeldungen bezüglich fehlenden Klassen. Diese habe allesamt in der JSON-Datei eingetragen. Der nächste Fehler war wieder eine nicht vorhandene Ressource. Da wurde es mir zu blöde und anstatt den Code anzupassen, habe ich einfach dem native-image
-Befehl die Option gemäss Fehlermeldung (-H:IncludeResourceBundles=…
) mitgeliefert.
Und voilà, die Validierung läuft durch:
Mein vollständiger Befehl lautet:
$GRAALVM_HOME/bin/native-image --verbose --enable-url-protocols=http,https -H:ReflectionConfigurationFiles=../../reflection.json -H:IncludeResourceBundles=ch.interlis.ili2c.metamodel.ErrorMessages --report-unsupported-elements-at-runtime --allow-incomplete-classpath -H:-UseServiceLoaderFeature --delay-class-initialization-to-runtime=com.sun.naming.internal.ResourceManager$AppletParameter -H:+ReportExceptionStackTraces --no-server -cp "libs/antlr-2.7.6.jar:libs/ehibasics-1.2.0.jar:libs/ili2c-core-4.7.10.jar:libs/ili2c-tool-4.7.10.jar:libs/iox-api-1.0.3.jar:libs/iox-ili-1.20.11-SNAPSHOT.jar:libs/jts-core-1.14.0.jar:ilivalidator-1.10.1-SNAPSHOT.jar" org.interlis2.validator.Main
Einen kleinen Haken hat die Sache noch: Wenn ilivalidator zur Laufzeit wirklich via HTTPS kommunizieren muss, fliegt es mir um die Ohren, wegen einer nicht vorhandenen Bibliothek: The sunec native library, required by the SunEC provider, could not be loaded
. Auch dazu gibt es bereits Informationen und einen aufschlussreichen Issue auf Github. Ich habe es gleich gelöst wie der Reporter des Tickets, d.h. in der Datei $GRAALVM_HOME/jre/lib/security/java.security
den SunEC-Provider auskommentiert.
Links, die geholfen haben:
Ob ilivalidator das ideale Beispiel / der ideale Einsatzzweck für native executables ist, weiss ich nicht. Performancemässig bringt es wohl gar nichts. Interessanter dürfte es vielleicht für das QGIS Model Baker-Projekt sein. Da kann man sich vorstellen, dass der Umgang der ili2pg/ili2gpkg-Abhängigkeiten einfacher werden könnte. Oder man erstellt nicht die ganze Anwendung, sondern bloss eine shared library, damit die INTERLIS-Validierungsfunktionen von ilivalidator einfacher in anderen Programmiersprachen resp. Programmen eingebunden werden kann und die Validierungsfunktionen nicht mittels externen Java-Aufrufen erfolgen müssen.